Rückblick

Anita Donderer und Herbert Götz +  Ehrenbürger von Neudek

Ende Juli fand in Augsburg das große Fest des 70. Jubiläums der Patenschaft Göggingen/Augsburg zu Neudek statt. Eine tschechische Gruppe aus Neudek war dabei.  Anfang September reisten wir von Augsburg zum Gegenbesuch nach Neudek. Dort erhielten Anita Donderer und posthum Herbert Götz die Ehrenbürgerschaft der Stadt Nejdek.

In bewährter Weise hatte Anita Donderer wieder die Busfahrt geplant und durchgeführt, unterstützt von ihrem Schwiegersohn Peter Faas. Sie hatte auch das umfangreiche Antragsverfahren für einen Zuschuß vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds nicht gescheut, um die Reisekosten gering zu halten. 35 Personen nahmen teil, Heimatvertriebene oder deren Nachkommen, aber auch etliche „Alt-Augsburger“, so zum Beispiel Altstadträtin Rosemarie Kranzfelder-Poth. Als Vertreter der Stadt Augsburg waren Stadträtin Sieglinde Wisniewski mit ihrem Mann Bernd dabei und Stadtrat Andreas Jäckel, zugleich Abgeordneter des Bayerischen Landtages und Vorsitzender des BdV-Bezirksverbandes Schwaben. Die erste Reisestation war die Basilika von Waldsassen, anschließend gab es zum leiblichen Wohl ein Würstl-Essen mit Getränken. In Karlsbad nahm uns dann Sonja Bourová, stellvertretende Vorsitzende des Vereins JoN( Jde o Nejdek – Es geht um Neudek), am Hotel Pupp in Empfang und führte uns dort ins Café Pupp, ein Café mit dem Charme der k. & k. Monarchie. Dort erwarteten uns ein Stück originaler Pupp-Torte mit Sahne und Kaffee. Darauf folgte eine Führung durch das soeben renovierte Kaiserbad, in dem früher die Kaiser, Könige, Fürsten und Grafen des alten Europa zur Kur abstiegen.
Am späten Nachmittag trafen wir in Neudek beim Hotel Anna ein. Der Abend klang aus bei böhmischen Gerichten und Pilsner Bier oder dunklem Bier „Kozeltmavé“.
Am Samstag um 10 00 Uhr hatte uns die Stadt Nejdek und der Verein JoN zur Festveranstaltung in den Kinosaal eingeladen. Auf der Einladung war geheimnisvoll eine Verleihung der Ehrenbürgerschaft der Stadt Nejdek angekündigt, doch war allen klar, wem die Ehre gelten würde. Auch Anton Günthers Enkel Anton Günther Lehman mit seiner Frau Renate waren eingetroffen. Dr. Pavel Andrš vom Verein JoN eröffnete die Feierstunde. Er gab in tschechischer Sprache einen Überblick über Entwicklung der Heimatgruppe „Glück auf“ der heimatvertriebenen Einwohner der Stadt und des Landkreises Neudek in Augsburg, der Initiative zur Freundschaft und Versöhnung der „Kinder von damals“ Anita Donderer und Herbert Götz, der Einbeziehung des VereinsJoN, der Heimatgruppe „Glück auf“ und der Stadtverwaltungen von Augsburg und Neudek. In bewährter Weise fungierte Roman Kloc, mit deutschen Familienwurzeln aus Trinksaifen, als Dolmetscher. Anschließend folgte ein historischer Film überNeudek aus den Dreißigerjahren. Josef Grimm, 1. Vorsitzender der Heimatgruppe „Glück auf,“ sagte in seiner zuerst auf Tschechisch, dann auf Deutsch gehaltenen Ansprache, daß wir nach der schönen Jubiläumsfeier in Augsburg gerne zum Gegenbesuch nach Neudek gekommen seien. Er gebrauchte ausdrücklich das Wort Partnerschaft und nicht Patenschaft. (Partnerství a ne patronát). Die Patenschaft sei 1954 von der damaligen Marktgemeinde Göggingen und 1972 von der Stadt Augsburg über die Heimatvertriebenen aus der Stadt und dem Landkreis Neudek übernommen worden, mit dem Ziel, ihnen eine neue Heimat zu geben. Das Ziel sei längst erreicht. Anita Donderer und Herbert Götz +  hätten aber seit 1991 eine Freundschaft und Versöhnung mit ihrer Geburtsheimat Neudek begonnen und im Lauf der Jahre erfolgreich weiter betrieben. Inzwischen werde die Patenschaft von der Stadt Augsburg und der Stadt Nejdek und von der Heimatgruppe „Glück auf“ und dem Verein JoN wie eine Partnerschaft praktiziert. Auch der damalige Augsburger Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl sah dies so, als er mit uns im Oktober 2016 in Neudek weilte. “Auf dem Papier steht zwar Patenschaft, aber sie wird wie eine Partnerschaft praktiziert“.
Im Anschluß überbrachte Andreas Jäckel, Augsburger Stadtrat und MdL die Grüße der Augsburger Oberbürgermeisterin Eva Weber, die urlaubsbedingt nicht nach Neudek mitfahren konnte. Ihre Verbundenheit mit den Augsburger Neudekern und der heutigen Stadt Nejdek brachte sie aber bereits bei der Jubiläumsfeier Ende Juli in Augsburg zum Ausdruck, indem sie im Fürstenzimmer des Augsburger Rathauses zum Festempfang lud und dort persönlich zugegen war.

Darauf folgte die mit Spannung erwartete Rede der Neudeker Bürgermeisterin Ludmila Vocelková. Sie trug vor, wie Anita Donderer und Herbert Götz +  seit 1991 begannen, Beziehungen zu ihrer Geburtsheimat Neudek zu knüpfen, wie beide bei vielen Aktionen Krankenbetten- und -rollstühle in Augsburg für Neudek sammelten und weitere soziale Aktionen durchführten. Ferner gelang es ihnen, die Heimatgruppe „Glück auf“ mit einzubeziehen und auf tschechischer Seite den Verein JoN. Es gelang allen – Anita Donderer, Herbert Götz + auf deutscher Seite und JoN auf tschechischer Seite, auch beide Stadtverwaltungen dafür zu gewinnen. Heute sei ein Werk der Freundschaft und Versöhnung daraus geworden. Zur Ehrung von beiden – Anita Donderer und Herbert Götz+   habe der Stadtrat von Nejdek auf Antrag des Stadtrates Miroslav Drobný beschlossen, beiden die Ehrenbürgerschaft der Stadt Nejdek zu verleihen. Bürgermeisterin Vocelková und ihre Stellvertreterin Schwarzová übergaben anschließend Anita Donderer und für den verstorbenen Herbert Götz seinen beiden Schwestern Rolanda Bacher und Renate Fischer die Urkunden. Bürgermeisterin Vocelková fuhr fort, daß die Ehrenbürgerschaft eine sehr seltene Auszeichnung sei. Seit 1945 habe es in Neudek nur wenige dieser Auszeichnungen gegeben, und Anita Donderer und Herbert Götz +   seien bisher die ersten und einzigen Deutschen.

 Allen Geehrten sei herzlich gratuliert, sie haben es wahrlich verdient !

 

Wie von Josef Grimm in seiner Rede angekündigt, überreichten nun Anita Donderer und er den beiden Neudeker Bürgermeisterinnen eine Kopie des Neudeker Heimatbriefes mit dem Bericht über die Jubiläumsfeier in Augsburg.
Weit bedeutungsvoller, und hier kam noch Stadtrat Andreas Jäckel dazu, war die Übergabe von gerahmten Kopien in Originalgröße der Patenschaftsurkunden von Göggingen und Augsburg an beide Neudeker Bürgermeisterinnen für das Neudeker/Nejdeker Rathaus.
Im Anschluß lud die Stadt Nejdek die Vertreter der Heimatgruppe „Glück auf“ und der Stadt Augsburg zum  Mittagessen im Hotel Anna ein.
Den Samstag Nachmittag verbrachten einige im Neudeker Stadtteil „Heinerfång“, andere in Karlsbad, andere in Neudek. Am Sonntag Vormittag fuhren wir nach Elbogen, wo uns die Gymasiallehrerin und Stadträtin Jana Motlíková begrüßte und zum Mittagessen in die Gewölbe der Brauerei St. Florian führte. Mit diesem Besuch endete die offizielle Fahrt von 2024 in die Heimat, und Peter Ganz vom Busunternehmen Nussbaum in Biburg bei Augsburg brachte uns wieder wohlbehalten nach Augsburg.


70 Jahre Patenschaft Göggingen / Augsburg – Neudek

Seit dem 1. August 1954 besteht die Patenschaft zwischen Göggingen und Neudek.
Bei der Eingemeindung Göggingens ging diese Patenschaft auf die Stadt Augsburg über. Auf Initiative der Heimatgruppe „Glück auf“ Stadt und Landkreis Neudek wurde das 70. Jubiläum am letzten Wochenende im Juli festlich begangen. Anita Donderer hatte alles minutiös geplant und organisiert. Aus Neudek war eine Delegation angereist, an ihrer Spitze Bürgermeisterin Ludmila Vocelková. Die Patenstadt Augsburg zeigte sich von ihrer besten Seite. Oberbürgermeisterin Eva Weber lud zum Festempfang im historischen Augsburger Rathaus.

Am Freitag Nachmittag traf der Bus aus Neudek mit 15 Gästen vor den Toren Augsburgs ein und Anita Donderer, Schriftführerin und Kassierin der Heimatgruppe, geleitete ihn zum Quartier im Kanuzentrum am Augsburger Eiskanal. Helmut Günther, Zweiter Vorsitzender der Heimatgruppe, nahm die Gäste in Empfang. Anschließend fuhren die Nejdeker, darunter Dr. Pavel Andrš, Sonja Bourová und Hans Kemr vom Verein Jde o Nejdek (JoN) und die Seniorchefin des Hotels Anna, Anna Nádeníčková, zum Neudeker Heimatmuseum in der Schubert-Schule in Göggingen. Josef Grimm, Vorsitzender der Heimatgruppe, begrüßte die Gäste in tschechischer Sprache, zu denen inzwischen auch der frühere Neudeker Bürgermeister Lubomír Vítek mit seiner Frau Jana dazugestoßen war, und führte die Gruppe durch das Museum. Die Besucher folgten der Führung mit großem Interesse. Zum Schluß durften sie in den Ortsordnern und Bildtafeln blättern und sie konnten sich von den zahlreichen historischen Fotos und Dokumenten kaum mehr trennen.
Zum Abendessen lud die Stadt Augsburg die Gäste und einige Vertreter der Heimatgruppe in das Restaurant Kastaniengarten im Botanischen Garten von Augsburg ein, wo sie Stadtrat und Mitglied des Bayerischen Landtages, Andreas Jäckel und Pia Schaller, Fachbereichsleiterin Protokoll und Städtepartnerschaften im Oberbürgermeisterreferat im Namen der Stadt Augsburg willkommen hießen.
Am Samstag begann um 11 00 Uhr der offizielle Teil der Jubiläumsfeier mit einer Gedenkstunde am Neudeker Mahnmal vor dem Gögginger Friedhof. Josef Grimm begrüßte den Dritten Bürgermeister der Stadt Augsburg, Bernd Kränzle, Dr. Heinz Münzenrieder, Stadtdirektor i.R. und Festredner der Feierstunde, einige Augsburger Stadträte, den Vorstandsvorsitzenden der Sudetendeutschen Stiftung, Dr. Ortfried Kotzian, Vertreter der mit der Heimatgruppe befreundeten Vereine und Organisationen der ARGE Göggingen, die Turmbläsergruppe des Kolping-Blasorchesters Göggingen und Mitglieder und Freunde der Heimatgruppe „Glück auf“. Die tschechischen Gäste, zu denen die in aller Frühe aus Neudek angereiste Bürgermeisterin Ludmila Vocelková mit ihrem Mann gestoßen war, begrüßte Josef Grimm eigens in tschechischer Sprache. In einem kurzen Abriß erläuterte er dann die Bedeutung der drei Gedenksteine des Neudeker Mahnmals, das die Heimatvertriebenen im Jahr 1954 als Ort der Erinnerung an die verlorene Heimat errichtet hatten. Inzwischen sei aber die Stimmung nicht mehr so wehmütig wie damals, weil wir dank der Europäischen Union jederzeit in die alte Heimat reisen könnten. Da der erzgebirgische Dialekt mit dem Ableben der letzten heimatvertriebenen Erzgebirger aussterben werde, trug er die erste Strophe des Liedes des Dichters und Sängers Anton Günther vor: „Vergaß dei Hamit net, su singt jed’s Vöchela, vergaß dei Hamit net, su rauscht der Wåld. Es heilt der Stårm ons zu ze kålter Winterszeit, vergaß dei Hamit net, dort is die Hålt ! Fest stieh zen Volk, der Hamit trei, su woll’n mir  Arzgebarcher sei.“

Bürgermeister Bernd Kränzle überbrachte die Grüße der Stadt Augsburg und würdigte die positive Entwicklung der Beziehungen zwischen beiden Städten, die von den „Kindern von damals“, Anita Donderer und Herbert Götz im Jahr 1991 initiiert
wurden, denen sich die Heimatgruppe „Glück auf“ im Jahr 2013 anschloß und die inzwischen zu einer freundschaftlichen Völkerverständigung führten.
Dr. Pavel Andrš und der vormalige Bürgermeister Lubomír Vitek überbrachten in tschechischer und deutscher Sprache die Grüße der Stadt Nejdek. Besonders erwähnenswert ist, daß Vítek die Beneš-Dekrete nannte, die drei Millionen Deutsche zwangen, die Tschechoslowakei zu verlassen. Er könne sich die Trauer und den Haß der Vertriebenen gut vorstellen. Umso erfreulicher sei die Versöhnung, die wir jetzt erleben dürfen. Als Andenken an Neudek legte er am Neudeker Mahnmal einen Stein aus dem Fluß Rohlau nieder.

Dr. Heinz Münzenrieder, Stadtdirektor i.R. der Stadt Augsburg, erinnerte in seiner gewohnt kurzweiligen Art in seiner Festrede an die Ankunft der 7 200 Vertriebenen in 6 Eisenbahnzügen im Jahr 1946 in Augsburg. Eine besonders große Zahl wurde damals Göggingen zugewiesen, und für die Wohnungsbeschaffung durch die Maktgemeindeverwaltung sei sein Vater zuständig gewesen. Die Heimatvertriebenen isolierten sich nicht, sondern engagierten sich in Gögginger Vereinen und im Gemeinderat. Schon 1948 stellten sie drei Marktgemeinderäte, schon bald darauf 5, darunter den stellvertretenden Bürgermeister Erich Sandner.

Anita Donderer sprach zum Schluß unter dem Klang der Glocke des Neudeker Glockenturmes das Totengedenken. Sie gedachte aller, die bei der Vertreibung ihr Leben lassen mußten, oder an deren Folgen starben, aller, die sich vor 70 Jahren um die Patenschaft bemüht haben und das Neudeker Mahnmal errichten ließen, aller Verstorbenen der Heimatgruppe „Glück auf“, der Großeltern, Eltern und Geschwister und aller, die das heutige Ereignis nicht mehr erleben können. Insbesondere gedachte sie des Herbert Götz, der vor 70 Jahren bei der Einweihungsfeier für dieses Mahnmal, hier an dieser Stelle in der Egerländer Tracht stand.

Die Feier klang aus mit dem „Feierobnd-Lied“ von Anton Günther, gespielt von der Kolping-Bläsergruppe. Anschließend brachte ein von der Heimatgruppe zur Verfügung gestellter Bus, gefolgt vom tschechischen Bus, die Gäste ins Augsburger Rathaus. Dort hatte Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber im Fürstenzimmer zum Festempfang geladen. Sie begrüßte im Namen der Patenstadt Augsburg insgesamt mehr als 80 Gäste, darunter Neudeks Bürgermeisterin Ludmila Vocelková, Dr. Petra Loibl, Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene, Dr. Volker Ullrich, Abgeordneter des Deutschen Bundestages, Andreas Jäckel, Abgeordneter des Bayerischen Landtages und Stadtrat, weitere 7 Augsburger Stadträte und Altstadträte, Dr. Peter Menacher, Altoberbürgermeister von Augsburg, Vertreter der Sudetendeutschen Landsmannschaft aus München, der Reichenberger Heimatgruppe in Augsburg, der Deutsch-tschechischen Gesellschaft Augsburg und natürlich Mitglieder und Freunde der Heimatgruppe „Glück auf“. Sie bedankte sich für die, seit 1991 mit Leben erfüllte, Patenschaft. Patenschaftsarbeit sei zugleich Friedensarbeit, ein gegenseitiges Kennenlernen und Verstehen, was gerade in der heutigen Zeit von großer Bedeutung sei.

Ludmila Vocelková, Bürgermeisterin der Stadt Nejdek, dankte für die Einladung zur Jubiläumsfeier. Sie würdigte die zahlreichen gegenseitigen Veranstaltungen der Augsburger Neudeker in Neudek und der tschechischen Nejdeker in Augsburg und wünschte der über 30jährigen Zusammenarbeit für die Zukunft alles Gute. Sie hoffe, daß es so weiter gehen möge wie bisher und lud zum Gegenbesuch im September nach Neudek ein.

Josef Grimm dankte im Namen der Heimatgruppe „Glück auf“ Oberbürgermeisterin Eva Weber und der ganzen Stadt Augsburg für die Patenschaft und für die in § 18 des Eingemeindungsvertrages von Göggingen formulierten Zusagen der Stadt Augsburg gegenüber den Heimatvertriebenen. Das Ziel der Patenschaft sei längst erreicht, wir seien längst Augsburger („Augschburger“) geworden. Wir gehörten hier dazu, man merke gar nicht mehr, daß wir hier im Jahr 1946 angekommen seien, wir sprächen längst den schwäbischen Dialekt, hätten aber den erzgebirgischen Dialekt und die ehemalige Heimat nicht vergessen. Damit sei aber die Patenschaft nicht zu Ende, sie wurde seit 1991 von Anita Donderer und Herbert Götz ins heutige tschechische Neudek hinübergetragen, wobei beide Städte aktiv mitmachten und auf deutscher Seite die Heimatgruppe „Glück auf“, auf tschechischer Seite der Verein „Jde o Nejdek“ JoN („Es geht um Neudek“). Nach der deutschen Rede wandte sich Josef Grimm in tschechischer Sprache an die Gäste aus Nejdek und schloß mit dem Satz „Wir hoffen, daß die positive Entwicklung der Beziehungen zwischen den Bürgern und zwischen den Oberen beider Städte weiter bestehen möge und ausgebaut werden möge, denn Freundschaft und Versöhnung sind besser als Haß – Protože přátelství a usmíření je lepší než nenávist“.

Zum Schluß erinnerte Anita Donderer an das Jahr 1991, als sie zusammen mit Herbert Götz mit viel Mut und ohne Vorbehalte die erste Busfahrt, 45 Jahre nach der Vertreibung, nach Neudek organisierte. Damals sei ihnen nicht bewußt gewesen, was sie „angestellt“ hatten. Aber die Worte des damaligen Augsburger Oberbürgermeisters Dr. Peter Menacher – er freue sich, daß durch den Besuch in Neudek die Patenschaft mit Leben erfüllt wurde – hätte ihnen den Antrieb gegeben, das Begonnene weiter zu verfolgen. Er war auch der erste Augsburger Oberbürgermeister, der im September 1991 zusammen mit dem in Neudek gebürtigen Augsburger Stadtrat Erich Sandner, Neudek besuchte und dabei von den „Kindern von damals“ mit der Augsburger Fahne, vom Balkon des Neudeker Rathauses hängend, begrüßt wurde. Leider habe Dr. Menacher augenzwinkernd eine kleine Ermahnung äußern müssen, die Augsburger Fahne zukünftig richtig aufzuhängen. Als Gedächtnisstütze nannte er die letzten Buchstaben von Augsburg – rg für Rot- Grün- Weiß. Im Lauf der Jahre folgten unzählige Besuche und Aktionen, die zu einer Brücke führten. Deshalb gebühre Dank all denjenigen, die uns bei diesem Brückenbau geholfen hätten, den jeweiligen Stadtspitzen von hüben und drüben, vor allem aber dem Verein „Jde o Nejdek“ und den vielen Busgästen im Lauf der Jahre, die ein freundliches Miteinander und eine Versöhnung mitgetragen hätten. Es bleibe zu wünschen, daß diese Brücke auch für weitere Generationen Bestand haben möge.
Der Festakt klang aus mit dem bereits zitierten Lied von Anton Günther „Vergaß dei Hamit net“, gespielt von der Kolping-Bläsergruppe.
Anschließend lud Oberbürgermeisterin Eva Weber die Gäste zu einem Stehimbiß im zweiten Fürstenzimmer des Augsburger Rathauses. Auf Schwäbisch würde man sagen „D‘ Stadt Augschburg hat’s kracha lassa“. Um in dieses Fürstenzimmer zu gelangen, konnte man den Goldenen Saal des Rathauses bewundern. Das Augsburger Rathaus war hiermit letztmalig geöffnet, da es nun für 2 Jahre wegen Renovierungsarbeiten für den Publikumsverkehr geschlossen ist.

Am restlichen Samstag Nachmittag konnten die tschechischen Gäste in eigener Regie die Stadt Augsburg besichtigen, denn etliche waren zum ersten Mal hier. Am Abend lud die Heimatgruppe „Glück auf“ die tschechischen Gäste und einige Mitglieder der Heimatgruppe zum Abendessen in die Gaststätte „Kälberhalle“ ein. Dabei kam es zu einem unverhofften Zusammentreffen mit dem vormaligen Augsburger Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl, der mit uns im Jahr 2016 in Neudek war.
Am Sonntag Vormittag führte Horst Woppowa, gebürtiger Neudeker und Spätaussiedler, die tschechischen Gäste durch das Kanu-Leistungszentrum am Eiskanal, mit dem er als Abteilungsleiter i. R. des Vereins Kanu Schwaben bestens vertraut war. Danach fuhr der tschechische Bus wieder nach Neudek zurück.

 

Zum Schluss gilt es noch, Dank zu sagen an alle, die zur gelungenen Jubiläumsfeier  beigetragen haben. Zuallererst an Anita Donderer, die die ganze Feier bis ins letzte Detail geplant und organisiert hat. Dabei galt es, die tschechischen Gäste im Kanuzentrum am Eiskanal unterzubringen, mit der Stadt Augsburg alle Absprachen zu treffen, Genehmigungen für die Gedenkstunde auf dem Rasen vor dem Neudeker Mahnmal einzuholen, Bänke vor dem Mahnmal aufzustellen, eine Lautsprecheranlage zu besorgen, Strom von einem benachbarten Steinmetzbetrieb zu bekommen, einen Bus zu bestellen, Genehmigungen für das Befahren der Augsburger Fußgängerzone vor dem Rathaus für die Busse einzuholen, das Kolping-Blasorchester Göggingen für die Feier zu gewinnen, das Abendessen in der Kälberhalle zu organisieren, und ihrer Tochter Patricia und ihrem Schwiegersohn Peter, die sie dabei unterstützten. 
Großer Dank gebührt Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber für die Patenschaft und die großzügige Unterstützung des Patenschaftsjubiläums. Des weiteren danken wir Pia Schaller, Fachbereichsleiterin Protokoll und Städtepartnerschaften im OB-Referat der Stadt Augsburg. Sie hat alle Wege geebnet und Vorbereitungen getroffen, damit das Patenschaftsjubiläum in diesem würdigen Rahmen stattfinden konnte. Sie ist uns nicht nur amtlich verbunden, sondern auch privat, da sie mit uns schon in Neudek war und den Geburtsort Trinksaifen ihrer Mutter besuchte.
Wir danken Christa Woppowa, Ehefrau von Horst Woppowa und Spätaussiedlerin, für ihre Dolmetscherdienste und ganz besonders dem Turmbläserquintett des Kolping-Blasorchesters Göggingen, das beide Feierstunden musikalisch festlich umrahmte.
Der tschechischen Delegation aus Neudek danken wir für ihr Kommen, wodurch sie zu erkennen gab, daß die Patenschaft auch drüben lebt.
Alles in allem war es ein gelungenes Fest, an das wir lange denken werden.
Vorerst freuen wir uns aber auf unseren Gegenbesuch vom 6.-8. September in Neudek.


Neu- und Wiederwahl

Der eingetragene Verein „Heimatgruppe Glück auf – Freunde des Heimatmuseums Stadt und Landkreis Neudek in Augsburg“ führte am 25. März 2022 in Augsburg-Göggingen seine turnusgemäße Neuwahl für die kommenden drei Jahre durch.

 

In der gut besuchten Jahreshauptversammlung, zu der auch zwei am weitest angereiste Mitglieder aus Wien zählten, berichteten die bisher Verantwortlichen über die Aktivitäten der zurückliegenden drei Jahre. Wegen der Corona-Pandemie konnten im Jahr 2020 und 2021 keine Versammlungen abgehalten werden. Vorsitzender Josef Grimm stellte vor allem die weiter gewachsenen freundschaftlichen Beziehungen zu einigen Heimatorten in der jetzigen Tschechischen Republik in den Mittelpunkt, so zu Neudek und zu Hochofen/Trinksaifen. Als herausragendes Beispiel nannte Grimm die ab dem Jahr 1991 von Anita Donderer und Herbert Götz, den „Kindern von damals“, mit Leben erfüllte Patenschaft Göggingen/Augsburg zu Neudek. Dieser Patenschaft wurde im Oktober 2021 gemeinsam mit der Zweiten Bürgermeisterin der Stadt Augsburg, Martina Wild, der Neudeker Bürgermeisterin Ludmila Vocelková und ihrer Stellvertreterin Pavlina Schwarzová und Dr. Pavel Andrš, Vorsitzender des Bürgervereins Jde o Nejdek (JoN) im Rahmen eines Festaktes im Neudeker Kino gedacht.

Der Finanzbericht von Anita Donderer war rundum positiv. Die anschließenden Neuwahlen, zügig durchgeführt von Walter Eichler, brachten folgendes einstimmige Ergebnis: Erster Vorsitzender Josef Grimm, Zweiter Vorsitzender Helmut Günther an Stelle des im Dezember 2020 verstorbenen Herbert Götz, Schriftführerin und Kassiererin Anita Donderer, Beisitzer Christa Eichler, Gerd Pecher, Adolf Hochmuth, Roland Grimm (zuständig für die Internetseite der Heimatgruppe) und Peter Faaß, Revision Walter Lippert und Otto Pachmann.

 

Abschließend führte Josef Grimm noch den neuen Film über den Neudeker Missionar und Maler am chinesischen Kaiserhof „Ignaz Sichelbarth 1708-1780, Sein Leben und Werk“, von Miroslav Holeček und Prof. Dr. Erich Zettl vor.
Als Vorhaben im Jahr 2022 nannte Grimm die Beteiligung der Heimatgruppe „Glück auf“ im Juni am Sudetendeutschen Tag in Hof, im September am Gögginger Stadtteilfest und an der im Oktober geplanten Gedenkfeier „50 Jahre Eingemeindung der Stadt Göggingen in die Stadt Augsburg“, durch die auch die im Jahr 1954 von der damaligen Marktgemeinde Göggingen ausgesprochene Patenschaft über die Heimatvertriebenen aus der Stadt und dem Landkreis Neudek auf die Stadt Augsburg überging. Im September ist wieder eine Busfahrt nach Neudek geplant. Erfreulicherweise konnte die Heimatgruppe den Zugang von drei neuen Mitgliedern verzeichnen. 

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